Bukarest

Bukarest
Hauptstadt von Rumänien; Paris des Ostens (umgangssprachlich); Bucureşti (rumänisch)

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Bu|ka|rest:
Hauptstadt Rumäniens.

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Bụkarest,
 
rumänisch Bucureşti [-'rɛʃti], Hauptstadt Rumäniens, 77-105 m über dem Meeresspiegel, im Tiefland der Großen Walachei, an der Dâmboviţa und der Colentina (Nebenflüsse des Argeş), mit (1999) 2,01 Mio. Einwohner. Bukarest ist die größte Stadt Rumäniens und bildet einen eigenen Kreis (226 km2), der in sechs Sektoren untergliedert ist. Die umliegende Zone bildet den Agrarkreis Ilfov (1 594 km2, 1992: 287 000 Einwohner), der Bukarest untergeordnet ist und das Agglomerationsgebiet von Bukarest darstellt. Bukarest ist Sitz des Patriarchen und Metropoliten der rumänisch-orthodoxen Kirche und eines katholischen Erzbischofs; Sitz der Rumänischen Akademie (1866 gegründet) und weiterer wissenschaftlicher Akademien sowie 60 Forschungsinstituten; Universität (gegründet 1864), zahlreiche Hochschulen (u. a. für Technik, Landwirtschaft, Ökonomie, Kunst, Musik, Architektur), Goethe-Institut, Bibliotheken, Staatsarchiv, Museen (u. a. Nationales Kunstmuseum, Dorfmuseum), Nationaloper und mehrere Theater, Philharmonie sowie zoologischer Garten. Inmitten der Stadt liegt der große Volkspark Cişmigiu mit einem See, im Westen das Schloss Cotroceni mit großem Park und botanischem Garten.
 
In Bukarest sind etwa ein Sechstel der wirtschaftlichen Kapazitäten Rumäniens konzentriert. Wichtigste Industriezweige sind Maschinen- und Fahrzeugbau, Metallverarbeitung, elektrotechnische, chemische und pharmazeutische, Textil-, Nahrungsmittel- und Druckindustrie. Bukarest besitzt fünf Bahnhöfe, eine U-Bahn (seit Dezember 1979) und die zwei Flughäfen Otopeni (vorwiegend für den internationalen Flugverkehr) und Băneasa.
 
 
Bukarest, das im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde, entwickelte sich erst im 19. Jahrhundert zu einer Stadtanlage, die von Bauten des Neoklassizismus, Historismus und der Moderne geprägt ist. Bedeutendste der etwa 100 Kirchen sind die Hofkirche Curtea-Veche (1545-54, mit Portal des 18. Jahrhunderts), die Patriarchenkirche (Kreuzkuppelanlage, 1654-58 begonnen), die Colţeakirche (Anfang 18. Jahrhundert) und die Stavropoleoskirche (1724-30). Die ehemalige Karawanserei »Hanul lui-Manuc« ist aus dem 18.-19. Jahrhundert. Die Klöster Mărcuţa und Snagov stammen aus dem 16. Jahrhundert. Der Rundbau des Athenäums (Wahrzeichen der Stadt) wurde 1886-88 zum Konzertgebäude umgebaut. Das ehemalige Königsschloss, ein neoklassizistischer Bau von 1930-37, ist heute Sitz des Nationalen Kunstmuseums (bis 1989 Sitz des Staatsrates). Zu den Bauten der Nachkriegsarchitektur zählen der von Nicolae Porumbescu (* 1919) in Schalenbauweise errichtete Staatszirkus (1960) und Wohn- und Verwaltungsbauten von Cezar Lǎzǎrescu (* 1923), u. a. das Flughafengebäude Otopeni (1972). Seit 1950 entstanden zahlreiche neue Stadtviertel (u. a. Titan, Drumul Taberei, Berceni, Militari, Pantelimon).
 
Schwere Schäden verursachte das Erdbeben vom 4. 3. 1977, das über 5 000 Todesopfer forderte. Ein vom Erdbeben verschonter Altstadtbereich am Südufer der Dâmboviţa wurde 1984-89 abgerissen, um ein überdimensioniertes »sozialistisches Zentrum« von Bukarest errichten zu können (u. a. mit dem »Haus der Republik«, auch »Haus des Volkes« genannt [heute Palast des Rumänischen Parlaments]). Gesprengt wurden Häuser von 40 000 evakuierten Bewohnern, Kirchen (darunter Spirea Veche, Spirea Noua, Alba Postavari), Klöster und drei Synagogen. Um mehrere 100 Meter verschoben wurde die 1591 erbaute Klosterkirche Mihai Vodă. - Im Rahmen eines internationalen Planungswettbewerbs »Bucureşti 2000« werden gegenwärtig Projekte für die Neu- beziehungsweise Umgestaltung des Distrikts im Bereich des Palastes des Rumänischen Parlaments erarbeitet. - 14 km nördlich von Bukarest liegt Schloss Mogoşoaia.
 
 
Bukarest, erstmals 1459 als Residenz von Vlad III. Ţepeş urkundlich erwähnt, entstand an der Stelle einer neolithischen Siedlung sowie späterer dakischer und römischer Niederlassungen, und diente abwechselnd mit Argeş und Târgovişte - seit 1659/1716 dauernd - den Fürsten der Walachei als Residenz. 1460 an die Türken gefallen, 1473 von Stephan III., dem Großen, von der Moldau erobert, dann mehrfach zwischen Ungarn und Türken umkämpft, wurde Bukarest 1595 von den Türken niedergebrannt. Um 1800 bereits über 50 000 Einwohner, war die Stadt 1789-91 von den Österreichern, im 19. Jahrhundert mehrmals von den Russen (1828-34, 1848-51, 1854) besetzt und Schauplatz der Erhebung von T. Vladimirescu (1821) sowie Zentrum der Revolution von 1848. Nach der Vereinigung der rumänischen Fürstentümer ist Bukarest seit 1862 Hauptstadt Rumäniens. 1916-18 und 1940-44 von deutschen Truppen besetzt (am 23. 8. 1944 in Bukarest Beginn eines nationalen Aufstandes); in der Ceauşescu-Ära, v. a. ab Mitte der 1970er-Jahre, erfolgte die Zerstörung des alten Stadtbildes von Bukarest. Die am 21. 12. 1989 in Bukarest inszenierte Großkundgebung löste mit ihrem Umschlagen in einen blutigen Volksaufstand am 21./22. 12. die »unvollendete Revolution« aus, die zum Sturz des Ceauşescu-Regimes führte (schwere Kämpfe bis Januar 1990).
 
 
N. Iorga: Istoria Bucureştilor (Bukarest 1939);
 C. C. Giurescu: Istoria Bucureştilor. .. (ebd. 1976).
 

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Bu|ka|rest: Hauptstadt Rumäniens.

Universal-Lexikon. 2012.

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